Für die Monate April bis Juni 2023 meldeten 56 Prozent der Handwerksbetriebe eine gute, 34 Prozent eine befriedigende und zehn Prozent eine schlechte Geschäftslage.
In den meisten Gewerbegruppen des Handwerks ist damit eine bessere Entwicklung eingetreten als noch im Vorquartal erwartet. Vor allem der Stimmungsaufschwung im Bauhauptgewerbe und im Ausbauhandwerk sei bemerkenswert angesichts der bundesweit schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau, erklärt der Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, Ralf Stamer. Zurückzuführen sei das auf vielfältige Gründe, so Stamer: „Obwohl sich die Gesamtwirtschaft und vor allem der Wohnungsbau verlangsamen, verfügen die meisten Handwerksbetriebe derzeit noch über ausreichende Auftragspolster. Sie reichen von Installationen von Wärmepumpten, Solarpaneelen und energetischer Gebäudesanierung bis hin zur aktuell erfreulich guten Nachfrage nach Handwerksleistungen aller Art, also vom Friseurbetrieb über die Kfz-Wartung bis hin zum Handwerksbrötchen.“
Gegenüber dem Vorquartal gab es daher auch deutlich weniger Betriebe, die rückläufige Umsätze und sinkende Auftragsbestände meldeten. Außerdem scheint sich die in den letzten Jahren sehr dynamische Preisentwicklung im Handwerk allmählich zu stabilisieren: Nur noch ein Drittel der Betriebe berichtete, höhere Einkaufspreise auch mit steigenden Verkaufspreisen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben zu müssen. Die meisten Betriebe verzeichneten im abgelaufenen Quartal hingegen Preisstabilität.
Erwartungen für die nächsten Monate
Für das dritte Quartal 2023 erwarten 11 Prozent der Handwerksbetriebe in Schleswig-Holstein eine Verbesserung ihrer Situation. 71 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung und 18 Prozent mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. So wie bei diesem Gesamtausblick zeigen auch die Erwartungen an die Entwicklung von Auftragsbeständen, Umsätzen, Investitionen und Beschäftigtenzahlen ein breites Meinungsspektrum, das die bestehende Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung zeigt.
„Der Frühjahrsaufschwung ist ein gutes Zeichen. Wir sehen aber auch viele Fragezeichen zur Entwicklung im weiteren Jahresverlauf“, sagt Ralf Stamer vor dem Hintergrund der erheblichen Konjunkturrisiken. Und weiter: „Das Handwerk und seine Kundinnen und Kunden brauchen daher vor allem verlässliche politische Rahmenbedingungen, damit künftig mehr Neubauvorhaben realisiert werden und die Nachfrage nach Leistungen aus dem gesamten Spektrum des Handwerks stabil bleibt.“
Die Ergebnisse aus den beiden Kammerbezirken
Im Kammerbezirk Flensburg (Kreise Schleswig-Flensburg, Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen sowie die kreisfreie Stadt Flensburg) entwickelte sich die Konjunktur im zweiten Quartal allen Herausforderungen zum Trotz erfreulich. 55 Prozent der Betriebe sprachen von einer guten, 38 Prozent von einer befriedigenden und 7 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Damit verbesserte sich die Geschäftslage leicht gegenüber dem ersten Quartal, gegenüber dem Vorjahresvergleichsquartal schwächte sich die Konjunktur jedoch ab.
Spürbar ist, dass das Handwerk angesichts der vielen Probleme und Unsicherheiten weiterhin unter Druck steht. Das zeigt der leichte Rückgang im Auftragseingang, bei den Investitionen und auch bei den Mitarbeitern. Noch scheint das Handwerk aber gerade im Bereich des Bau- und Ausbaugewerbes vom Auftragspolster zu profitieren. Der deutliche Rückgang vor allem im privaten Wohnungsbau macht sich vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte stärker bemerkbar. Beide Gewerbegruppen schnitten in der aktuellen Umfrage noch recht gut ab. Aber auch die übrigen Gewerke blicken nahezu ausnahmslos auf ein gutes bis zufriedenstellendes Quartal zurück. Im Bauhauptgewerbe sprachen 49 Prozent von einer guten, 45 Prozent von einer befriedigenden und 6 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Im Ausbauhandwerk (Geschäftslage: 63 Prozent gut, 33 Prozent befriedigend und 4 Prozent schlecht), den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (67, 20 und 13 Prozent), den Kfz-Handwerken (60,30 und 10 Prozent), den Nahrungsmittelhandwerken (43, 57 und 0 Prozent) und den personenbezogenen Dienstleistungshandwerken (38, 50 und 12 Prozent) hatte die Quartalsbeurteilung ebenfalls ein positives Vorzeichen. Einzige Ausnahme waren die Gesundheitshandwerke (22, 45 und 33 Prozent).
Im Kammerbezirk Lübeck (kreisfreie Städte Kiel, Lübeck und Neumünster sowie Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Pinneberg, Plön, Segeberg, Steinburg und Stormarn) berichteten im zweiten Quartal 56 Prozent der Betriebe über eine gute, 32 Prozent über eine befriedigende und 12 Prozent über eine schlechte Geschäftslage. Die Stimmung war damit deutlich besser als im vorangegangenen Quartal und bewegte sich etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Gleichwohl berichtete noch ein Viertel der Betriebe von gesunkenen Auftragsbeständen und ein Fünftel von rückläufigen Umsätzen – jeweils weniger als im Vorquartal, aber weiterhin ein signifikanter Teil des Handwerks.
Bei Betrachtung der einzelnen Gewerbegruppen des Handwerks kamen die besten Bewertungen der Geschäftslage aus dem Kraftfahrzeughandwerk (63 Prozent gut, 31 Prozent befriedigend, 6 Prozent schlecht), aus dem Ausbauhandwerk (63, 30 und 7 Prozent) sowie aus dem Bauhauptgewerbe (61, 23 und 16 Prozent). Auch im Gesundheitshandwerk (55, 27 und 18 Prozent) und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf (51, 32 und 17 Prozent) berichten jeweils mehr als die Hälfte der Betriebe von einer guten Geschäftslage. Verhaltener eingeschätzt wurde die Situation im personenbezogenen Dienstleistungshandwerk (46, 38 und 16 Prozent) sowie insbesondere im stark von der Energiepreisentwicklung betroffenen Nahrungsmittelhandwerk (29, 57 und 14 Prozent). Allerdings hat sich im Nahrungsmittelhandwerk der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal halbiert.