„Das Handwerk hat derzeit wenig Grund, auf gute Zukunftsaussichten zu hoffen. Die Verschlechterung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds und die Kaufzurückhaltung der Kunden machen immer mehr Betrieben zu schaffen“, so Kammerpräsident Ralf Stamer.
Auch weitere Kennzahlen deuten darauf hin, dass vermehrt Schatten am Konjunkturhimmel aufziehen. So berichteten im Rahmen der Umfrage 39 Prozent der Betriebe von gesunkenen Auftragsbeständen und 24 Prozent von rückläufigen Umsätzen. Der Preisauftrieb hat sich im abgelaufenen Quartal zunächst weiter verlangsamt: 70 Prozent der Betriebe meldeten stagnierende Verkaufspreise, nur noch 26 Prozent sprachen hier von einem weiteren Anstieg. Für das Folgequartal rechnet jedoch wieder die Hälfte der Betriebe mit steigenden Preisen.
Gute und befriedigende Stimmung überwiegt – noch
Das letzte Jahresquartal 2023 wurde von den meisten Betrieben noch weitgehend gut bewertet. Für die Monate Oktober, November und Dezember 2023 meldeten 45 Prozent der Handwerksbetriebe eine gute, 41 Prozent eine befriedigende und 11 Prozent eine schlechte Geschäftslage. Zwischen den Gewerbegruppen gab es dabei zum Teil große Unterschiede. Die besten Bewertungen der Geschäftslage kamen aus dem Ausbauhandwerk (62 Prozent gut, 33 Prozent befriedigend und 5 Prozent schlecht) sowie aus dem Kraftfahrzeughandwerk (57, 29 und 14 Prozent). In den meisten anderen Gewerbegruppen dominierten die Betriebe mit befriedigender Geschäftslage, so im Nahrungsmittelhandwerk (20, 60 und 20 Prozent), im personenbezogenen Dienstleistungshandwerk (24, 59 und 17 Prozent) und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf (38, 53 und 9 Prozent). Fast jeder vierte Betrieb im Gesundheitshandwerk bewertet seine Lage als schlecht (33, 44 und 23 Prozent). Im Bauhauptgewerbe (41, 42 und 17 Prozent) hat sich der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal wieder etwas weiter verringert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich der Anteil der Betriebe, die eine schlechte Geschäftslage meldeten, inzwischen sogar fast verdreifacht.
„Die Unternehmen im Bauhauptgewerbe belastet besonders, dass sich die Lage im Bau und ganz besonders im Wohnungsbau noch einmal verschlechtert hat und auch der 14-Punkte-Plan zur Belebung des Wohnungsbaus kaum umgesetzt wird“, kommentiert Ralf Stamer die Stimmung.
Zur insgesamt angespannten Gesamtstimmung trügen aber auch die Auswirkungen von Reformstau, Fachkräftemangel und Belastungen der Unternehmen durch Bürokratie und Kostensteigerungen bei, so Stamer weiter: „Auf den Schultern der Unternehmen liegen enorme Lasten. Gleichzeitig fehlt ihnen Planungssicherheit, um notwendige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Es ist also kaum verwunderlich, dass viele Handwerksbetriebe mit Pessimismus ins neue Jahr starten.“ Stamer betont gleichzeitig, dass das Handwerk konjunkturelle Schwankungen kennt und darauf reagieren wird. „Das Handwerk hat oft bewiesen, dass es wirtschaftliche Herausforderungen meistern kann. Die Politik ist aber ihrerseits in der Pflicht, verlässlich zu entscheiden und gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich Unternehmerinnen und Unternehmer auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können.“
Der Kammerbezirk Lübeck umfasst die kreisfreien Städte Kiel, Lübeck und Neumünster sowie die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Pinneberg, Plön, Segeberg, Steinburg und Stormarn. Die Konjunkturumfrage wird vierteljährlich durchgeführt.