Gruppenbild aller Hauptgeschäftsführerinnen und -geschäftsführer bei der diesjährigen HGF-Konferenz 2025.
Foto: HWK Lübeck

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Handwerk: „Politik muss liefern“

Lübeck, 26. Mai 2025 – Die Hauptgeschäftsführerinnen und -geschäftsführer der deutschen 53 deutschen Handwerkskammern treffen sich am 26. und 27. Mai zur Frühjahrstagung in Lübeck. Das Treffen ist auch ein Stimmungsbarometer für das Handwerk: Wie bewerten die Kammern die aktuelle Lage und vor welchen Herausforderungen steht das Handwerk?

Das Handwerk startete in das erste Quartal des Jahres mit angezogener Handbremse, wie die aktuellen Konjunkturumfragen der Handwerkskammern belegen. Dazu erklärte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), zum Auftakt der Konferenz: „Die Geschäftslage war spürbar schwächer als im Vorjahr, die Auftragspolster dünner, die Investitionsbereitschaft so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das ist keine Kleinunternehmer-Malaise, das ist wirtschaftspolitischer Ernstfall.“

Als besorgniserregend bezeichnete Schwannecke die Lage im Bau- und Wohnungsbereich. „Wenn Genehmigungen weiter stocken, Investoren abwinken und Baukosten explodieren, dann bleibt der Wohnungsbau das Sorgenkind der Konjunktur und mit ihm ganze Wertschöpfungsketten im Handwerk. Hier braucht es ein Sofortprogramm: beschleunigte Verfahren, planbare Förderung, klare Signale“, sagte Schwannecke. Gefragt seien vor allem Wachstumsimpulse, nicht neue Belastungsschübe. „Statt die Steuerlast weiter zu erhöhen, muss die Politik steuerpolitische Instrumente nutzen, die Investitionen anreizen und wirtschaftlichen Schwung entfachen. Die Wohnungsbaukrise darf 2025 nicht weiter zur Investitionsblockade werden.“

Der ZDH-Generalsekretär berichtete jedoch auch, dass sich mit Blick auf die nächsten Monate erstmals wieder ein zaghafter Optimismus ausbreiten würde: „Die Geschäftserwartungen im Handwerk steigen wieder. Das ist ein Vertrauensvorschuss an die neue Bundesregierung. Jetzt ist der Moment, dieses Vertrauen durch entschlossenes Handeln zu bestätigen. Aus Erwartungen wird nur dann Wirklichkeit, wenn die Politik jetzt liefert“, so Schwannecke. Konkret bedeute das: weniger Bürokratie, verlässliche Energiepreise, steuerliche Entlastung, Investitionsanreize, keine neuen Belastungsschübe, keine Steuerdebatten, keine Bremsen mehr für die Betriebe.

Freiwilliges Handwerksjahr: Projekt mit bundesweitem Modellcharakter

Dass das Handwerk für Veränderungen bereitstehe, dass es anpacken und ausbilden wolle, das bestätigte auch Andreas Katschke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, für die 22.000 Mitgliedsbetriebe im Kammerbezirk Lübeck. Deutlich machte er das am Beispiel des Freiwilligen Handwerksjahres, einem bundesweiten Pilotprojekt, das jungen Menschen ermöglicht, in einem Jahr vier Handwerksberufe kennen zu lernen. „Wir sind mit dem Freiwilligen Handwerksjahr im Sommer 2024 gestartet und sind in kürzester Zeit auf enormes Interesse junger Menschen und unserer Betriebe gestoßen. Das unterstreicht einmal mehr das große Ausbildungsengagement und den Wunsch der Betriebe, aktiv zu werden und junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Inzwischen hat das Modell sogar Einzug in den Koalitionsvertrag gefunden. Wir und die Betriebe, die das FHJ bereits nutzen, sind sehr stolz darauf, dass wir hier Vorreiter sein und sogar auf bundespolitischer Ebene eine Entwicklung anstoßen konnten“, sagte Katschke.

Große Unterstützung für das Handwerk komme auch von der Landesregierung in Schleswig-Holstein. "Dem Handwerk wurden für dieses Jahr hohe finanzielle Mittel für die Praktikumsprämie bereitgestellt. Dafür danken wir dem Land, denn die Prämie ist ein hervorragendes Instrument, um Schülerinnen und Schüler auf das Handwerk und seine vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Schon in den Osterferien haben mehr als 250 junge Menschen die Prämie genutzt und ein Praktikum im Handwerk absolviert. Die nächsten Ferien stehen quasi vor der Tür und wir werben intensiv bei Schülerinnen und Schülern, im Sommer ein Ferienpraktikum im Handwerk anzugehen“, sagte der Kammer-Hauptgeschäftsführer.

Eine weitere Erfolgsgeschichte sei die Meistergründungsprämie für das Handwerk, so Andreas Katschke weiter. „Das Land hat die Fortführung der Meistergründungsprämie für weitere drei Jahre beschlossen. Bis zu 10.000 Euro gibt es bei Gründung oder Übernahme eines Betriebes. Auch dieses Instrument hat einen enorm hohen Stellenwert für uns. Sie hat seit ihrer Einführung vor sechs Jahren über 1.100 Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt.

Dieses Signal der Landesregierung ist wichtig, gerade vor dem Hintergrund tausender Handwerksbetriebe, die in den nächsten Jahren zur Übergabe stehen.“